11. April 2007: Einsatz von DU-Munition im Irak
Leserbrief zum Artikel der MAZ vom 10. April 2007 „Schlaflos in Bagdad“
Wie in der Zeitung zu lesen war, hätte die irakische Ärztekammer festgestellt, daß seit zwei Jahren die Krebserkrankungen im Land dramatisch angestiegen sind. Nebulös werden „Umwelteinflüsse“ als Ursache angegeben. Nähere Details dazu sind unschwer zu recherchieren.
Schon 1996 schrieb der deutsche Arzt Siegwart-Horst Günther eine schockierende Abhandlung über die grausamen Wirkungen von Urangeschossen. Depleted Uranium (DU) ist ein Abfallprodukt der Atomwirtschaft, das für die Herstellung von panzerbrechenden Waffen Verwendung findet. In den Kriegen der letzten 15 Jahre sind von der NATO und den USA auf dem Balkan und im Irak rund 1,4 Millionen DU-Geschosse mit einer Gesamtmasse von 400 Tonnen Uran verschossen worden. Neben seiner Gefährlichkeit als Radionuklid ist Uran ein toxisches Schwermetall, das sich bevorzugt in Kochen anreichert und verschiedenste Krankheiten auslösen kann.
US-Kriegsveteranen des ersten Irakkrieges, die am sogenannten Golfkriegssyndrom erkrankt sind (es sollen rund 90 000 sein), nennen den Stoff in Abwandlung eines hohen amerikanischen Ordens zynisch „Metal of Dishonor“. Inzwischen klagen auch NATO-Soldaten aus Italien, Belgien, Frankreich und Spanien, die in Bosnien und im Kosovo im Einsatz waren, über gehäufte Krebserkrankungen, was jedoch von den Truppenführungen geleugnet wird. Im April 2002 berichtete der staatliche italienische Fernsehsender RAI, daß bis dato sieben eigene Soldaten, die in den Kriegsgebieten im Einsatz waren, Kinder gezeugt haben, die extreme Mißbildungen an Hirn und Knochen aufwiesen. Nach einer Studie der Universität Hamburg (27.2.2001) enthalten DU-Waffen auch Spuren von Plutonium, dem toxischsten Stoff überhaupt. Die Radioaktivität der Reststoffe von verbrannten DU-Projektilen besteht hauptsächlich aus Alpha-Strahlung, die ihre hohe Energie vollständig auf kurze Distanz abgibt und daher nicht von außerhalb, dafür aber um so schädlicher innerhalb des Körpers wirkt.
Nach den irakischen Gesundheitsbehörden werden jetzt dreimal mehr Kinder mit vererbten Mißbildungen geboren als vor dem Krieg. Bei den unter 15jährigen im Süden des Landes sind zwischen 1990 und 1997 die Leukämieerkrankungen um 60% gestiegen. Bösartige Tumore haben sich in dieser Altersstufe sogar um 120% vermehrt. Es gibt es zwar noch weitere Ursachen für den dramatischen Verfall der Volksgesundheit im Irak. So sollen täglich 750 000 Tonnen krebserregenden Ruß und andere Giftchemikalien durch brennende Ölquellen in die Atmosphäre gelangen. Doch die führende Genforscherin des Irak, Frau Prof. Selma al-Taha, sieht die Uranmunition zumindest als Hauptursache des Horrorszenarios in ihrem Land.